Zusammenhang Atmung und Beckenboden

Thema Verkrampfter Beckenboden - Wieso sind Menschen im Beckenboden verkrampft?

Menschen, die Probleme im Beckenboden haben, verstehen häufig nicht, wie es dazu kommt und warum ausgerechnet sie diese Probleme haben. Sehen sie doch nicht anders aus als ihre Mitmenschen und bewegen sich – von außen betrachtet- gleich oder ähnlich. Warum haben Sie dann aber Schmerzen im Beckenboden oder Probleme beim Wasserlassen, in der Sexualität oder eine ganze Reihe von anderen Symptomen?

Zunächst einmal muss man wissen, dass der Beckenboden zu den „unbewusst arbeitenden“ Muskeln gehört, so dass wir häufig gar nicht merken, dass wir „dort unten“ anspannen oder womöglich sogar total verspannt sind.

Die Beckenboden-Muskulatur gehört dabei zu der sogenannten „Flucht“-Muskulatur, das sind die Muskeln, die bei Stress, Flucht, Gefahr unter Spannung stehen. In solchen Situationen ist es natürlich sinnvoll, dass wir „dicht“ sind.
Aber nicht auf Dauer und schon gar nicht, ohne, dass wir es wollen  ;-)

Diese unbewusste Dauerspannung schafft dann nämlich Probleme wie Schmerzen zwischen den Beinen, nervenähnliche Schmerzen und /oder Messerstiche in den Vulva-Lippen, der Scheide, im Penis, im Damm, in der Blase und im Anus, im Steißbein.

Auch Brennen und Beißen in der Schleimhaut der Vulva/Scheide oder im Penis können eine Folge dieser Anspannung sein. Ebenso können Krämpfe im After entstehen oder Probleme beim Wasserlassen und beim Stuhlgang.

Und es kann auch Probleme in der Sexualität geben wie Vaginismus, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, in der Sexualität oder auch einer sexuellen Lustlosigkeit und einer verminderten Orgasmus-Fähigkeit oder beim Mann Schmerzen bei/nach der Erektion oder auch eine verminderte oder verfrühte Erektion. Sie können sich diese Anspannung folgendermaßen vorstellen: Kennen Sie diese Menschen, die immer mit hochgezogenen Schultern durch die Gegend gehen, wo der Kopf fast zwischen den Schultern sitzt?

Manchmal ist nur eine Schulter hochgezogen, manchmal beide? Das sieht man häufig und wenn wir diese Menschen gut kennen, sagen wir auch schon mal: „Lass doch mal los“. Oder „lass die Schultern einfach mal hängen“. Wenn der Mensch mit diesen verspannten Schultern sich im Spiegel, Schaufenster, etc. sieht, merkt er, dass da etwas nicht ganz richtig aussieht und verändert seine Haltung. So gut wie es möglich ist. Das ist schon einmal gut. Wenn die Haltung aber immer so ist, braucht dieser Mensch zusätzliche Hilfe, da sich in diesen verspannten Muskeln Triggerpunkte bilden. Das sind kleine Knötchen im Muskel, die entweder an der Stelle selbst zu Schmerzen führen oder ausstrahlen, so dass man dann beispielsweise Kopfschmerzen bekommt.

Nun die Frage an Sie: Wird Sie jemand drauf hinweisen, dass Sie den Beckenboden angespannt haben? Sehen Sie die Anspannung selbst und ist es Ihnen möglich, diese zu korrigieren? Eher nicht, oder?

Und das ist eben das Problem im Beckenboden. Wir befinden uns hier zwischen den Beinen und innerhalb des Körpers. Kein Mensch sieht etwas und kein Mensch merkt etwas. Es geht so lange einigermaßen gut ,wie eben nichts wehtut und sich keine Trigger Punkte bilden. Irgendwann läuft das Fass über und dann kommen die Beschwerden. Habe ich das einigermaßen erklärlich ausgedrückt?

So sehen wir es jedenfalls jeden Tag in der Praxis. Und es gibt unwahrscheinlich viele Menschen mit Beckenboden-Beschwerden. Natürlich spricht niemand drüber und deshalb denkt fast jede/r ,dass sie/er damit total alleine ist. Das ist unglaublich schade und wir müssen uns gemeinsam aus dieser Tabuzone herausbewegen. Selbst in der Medizin setzen sich diese Erkenntnisse nur sehr langsam durch. In Deutschland sind wir da leider auch noch nicht besonders weit… Ein Bewusstsein für diese häufig völlig unbekannten Beckenboden-Muskeln zu schaffen, ist Ziel meiner Übungen und auch Ziel jeder professionellen Beckenbodenphysiotherapie.

Vielleicht beginnen Sie mit den Audio-Entspannungsübungen, um Ihren Beckenboden regelmäßig loszulassen.

Ihre Franziska Liesner